Leben im Rhythmus …

Teasertext

… von Gebet

Die Gottsuche und die Verherrlichung Gottes sind die Grundintentionen unserer Lebensweise, das Fundament all unserer Aktivitäten. Dies wird für uns im Alltag konkret im Wechsel von Gebet und Arbeit, von Alleinsein und Gemeinschaft, von Lesung und Begegnung.

Fünfmal täglich treffen wir uns, um gemeinschaftlichen Gottesdienst zu feiern. Die Liturgie ist für uns das Zentrum, in dem Gottes Heilswillen und Heilswirken in Jesus Christus präsent, gepriesen und verkündet wird, Raum eines „zweckfreien“ Daseins vor und mit Gott. Hier ist der Raum, in dem Freuden, Sorgen, Trauer, Bitten und die alltäglichen Herausforderungen vor Gott ihren Ort haben.

Die Liturgie wird von Zeiten und Räumen für persönliches Gebet, lectio divina (Heilige Lesung) und Zeiten des Alleinseins ergänzt, die es jeder Schwester ermöglichen, mit dem Fundament ihres Lebens in Berührung zu bleiben – die intime Christusbeziehung.

Dieser wiederkehrende Rhythmus im Laufe des Tages und des Liturgischen Jahres eröffnet ein Durchdringen und Vertiefen der verschiedenen Lebensvollzüge. Gebet ist nicht nur das, was in der Kirche geschieht, sondern geschieht in jedem Augenblick, wo ich das konkrete, alltägliche Leben in das Licht Gottes halte.

An der Pforte

Mit Gästen im Garten

Kirchenrechtsstudien

Uferarbeiten

GmbH-Verhandlungen

Ernte verarbeiten

Malerarbeiten

… und Arbeit

Die äußere Organisation des Klosters strukturiert auch das Arbeitsspektrum. Um von der eigenen Hände Arbeit leben zu können, ist betriebswirtschaftliches Denken und ein solides Management heute im „Unternehmen Kloster“ unentbehrlich, um die wirtschaftliche Autonomie zu sichern.

Nach der Weisung Benedikts soll

„das Kloster, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können“ (RB 66,6).

Unsere verschiedenen Arbeiten und Aufgaben dienen der wirtschaftlichen Selbstständigkeit ebenso wie dem gemeinschaftlichen Geist und der ganzheitlichen Reifung jeder Einzelnen. Wir verstehen Arbeit als Teilnahme am Schöpfungswerk Gottes und als Verherrlichung Gottes.

Wir setzen unsere Möglichkeiten und Fähigkeiten ein, um Menschen auf ihrem Weg zu ermutigen und unseren eigenen Glauben an Gott zu vertiefen durch: Aufnahme von Gästen, Exerzitien, handwerkliche Betriebe, Klostercafé und Laden, seelsorgliche und kirchenrechtliche Arbeit für die Diözese Münster, wissenschaftliches Arbeiten und Übersetzungstätigkeiten.

Leben in Gemeinschaft

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Die Mönche leben in einer klösterlichen Gemeinschaft …

Leben in Gemeinschaft

Das Leben in Gemeinschaft beginnt mit dem Ruf der einzelnen Schwester in die Nachfolge Jesu. Dieser Ruf ist immer ganz persönlich und konkret. Uns ist gemeinsam, dass wir uns an diesen Ort und in diese Lebensform gerufen fühlen. In diesem Sinne sind wir eine Gemeinschaft von „Monachae“, Einzelnen, deren Einheit Jesus Christus selbst ist.

Im alltäglichen, gemeinschaftlichen Leben sind wir einander Schwestern auf dem Weg mit und zu Gott. Wir teilen die Arbeit, den Raum, das Gebet, die Zeit und unsere Verschiedenheit. Wir befruchten einander, wir ringen miteinander, wir leiden aneinander, wir tragen einander, wir wachsen und reifen miteinander. Benedikt weiß darum, dass gemeinschaftliches Leben ein Abenteuer und eine Lebensaufgabe ist. Er weiß auch, dass es Form und Ordnung braucht.

… und dienen unter Regel und Abt (RB 1,1)

Organisation

Äbtissin Franziska Lukas

Eine Gemeinschaft braucht, um in Frieden leben zu können, tragende Strukturen und eine transparente Ordnung. Die innere Organisation unserer Gemeinschaft baut sich auf den Strukturprinzipien der Benediktsregel auf: Die Äbtissin wird von den Schwestern gewählt und leitet die Gemeinschaft in all ihren spirituellen, sozialen und wirtschaftlichen Vollzügen.

Beratende und beschlussfassende Gremien bilden die demokratische Basis und Legitimation.

In der Gemeinschaft ist jede Schwester für das Gelingen des gemeinsamen Lebens verantwortlich, was immer ihre Aufgabe, ihre Fähigkeiten oder ihre Rolle ist, „möge sie in der Rangordnung auch die Jüngste sein“. 

Das „Höre mein Sohn/meine Tochter…“, das Benedikt an den Anfang seiner Regel stellt, gilt für alle zu jeder Zeit.

Im Fragen nach Gottes Weg und Weisung für die Einzelne und die Gemeinschaft, wurzeln der gegenseitige Gehorsam und der Gehorsam der Äbtissin gegenüber. Benedikt „ernennt“ sie zur Stellvertreterin Christi und übergibt ihr damit eine große Verantwortung.

Diese dynamische Spannung vom Mitteilen des selbst Gehörten und der Aufforderung zu tun, was andere gehört haben, braucht die Fähigkeit, sich selbst immer wieder zurückzunehmen und das Vertrauen, dass letztlich Gott selbst die Gemeinschaft leitet.

Alle sollen in allem der Regel als Lehrmeisterin folgen,
und niemand darf leichtfertig von ihrer Weisung abweichen.

RB 3,7

Sie sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen (Röm12,10)

Teil der Welt-Gemeinschaft

Die klösterliche Gemeinschaft ist nicht in sich geschlossen, sondern ein Teil der Kirche Christi. An ihr hat sie Anteil und mit ihr teilt sie neben der Liturgie den Auftrag der Verkündigung und der Sorge für die Menschen. Dies tun wir als Frauen in Verantwortung für die uns anvertrauten Menschen.

In diesem Sinne gilt das Streben nach Communio für alle unsere Beziehungen, auch außerhalb der Gemeinschaft: mit Gästen, Armen und am Rand Stehenden, mit Mitarbeiter:innen, Freund:innen, Verwandten sowie Schwestern und Brüdern anderer Gemeinschaften. Das Netz des Miteinanders und Füreinanders verwirklicht sich, indem wir mit- und füreinander beten, arbeiten und uns auf vielfältige Weise unterstützen.  

Gleichzeitig sind wir Teil der gegenwärtigen Weltgemeinschaft mit ihren Fragen und Nöten, auf die wir Antworten finden wollen und müssen – zusammen mit den Menschen aller Nationen und Religionen. Menschlichkeit ist ein Schöpfungsauftrag – vor allen politischen und moralischen Anschauungen.

Benedikt von Nursia

Benediktinische Spiritualität

Benedikt von Nursia (480-550) ist als Vater des Mönchtums weitgehend bekannt.
Als Patron Europas wird er geehrt für seinen Beitrag nicht nur an der Entwicklung der Kirche, sondern vor allem an der kulturellen Gestaltung Europas in einer Zeit der Krise.

Benedikt lebte und wirkte in Italien in den Jahren nach dem erschütternden Fall von Rom, als das politische Chaos und die Völkerwanderung in ganz Europa die Bevölkerung verunsicherte. Mitten in aller Unruhe, wagten Benedikt und seine Mönche einen Aufbruch und eine Erneuerung – vor allem in sich selbst und in ihren Gemeinschaften. Dies hatte eine enorme Auswirkungskraft über die Jahrhunderte und bleibt bis heute noch spürbar.

Wie andere Mönche vor ihm war es Benedikt wichtig sich von der Welt zu trennen. Doch er ging nicht in die Wüste, und abgesehen von seinen ersten Jahren als Mönch, lebte er nicht als Einsiedler, sondern baute Klöster für Gemeinschaften die äußerlich römischen Landhäusern glichen. Er verstand seine Klöster als Schule, in der Menschen lernten, lebten und arbeiten. Er nutzte also die in seiner Umgebung vorhandenen Strukturen, um etwas Neues, nämlich die lebenslange Bindung an Gott und die Gemeinschaft sowie das Prinzip der Gütergemeinschaft zu entwickeln und in die Gesellschaft zu integrieren – und sie sogar zu transformieren.

Benedikt kannte die Bibel sowie die Regeln und Lebensbeschreibungen vieler früherer Mönche und versuchte sie in seine Regel und seinen Lebensstil zu integrieren und sie auf die Verhältnisse seiner Zeit und seines Ortes anzuwenden. Er nahm seinen Namen Benedikt „Der Gesegnete“ ernst.

Die Regel Benedikts ist voll vom Geben und Empfangen von Segen. Vor allem war Benedikt ein Mann der Diskretion. Es ist in seiner Regel klar zu sehen wie sehr er sich bemühte Offenheit und Ordnung, Schönheit und Disziplin, Einsamkeit und Gemeinschaft in Einklang zu bringen.

Von all dem und vielem mehr lassen wir uns heute als Benediktinerinnen von unserem Gründer inspirieren, ermutigen und herausfordern angesichts der vielen Fragen und Unsicherheiten, die unsere Zeit prägen. Und wir halten an seinen Worten fest: „Wer aber im klösterlichen Leben und im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit“ (RB Prolog 49). Christus „führe uns gemeinsam zum ewigen Leben“ (RB 72,12).

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